
Ostern mit der Verwandtschaft – ein Stresstest für die Nerven
Ostern mit der Verwandtschaft: schön aber gleichzeitig auch sehr anstrengend. Ein Stresstest für die eigene Nervenstärke…
Ostern mit der Verwandtschaft kann lustig und fröhlich sein und einem zur gleichen Zeit einiges an Nerven abverlangen.
1. Das übliche Vorbereitungs- oder Anreise-Chaos
Wenn man die Verwandtschaft zu Besuch hat, dann beginnt der Stress schon mit den Vorbereitungen. Andernfalls beginnt er spätestens bei der Anreise zu der Verwandtschaft und dem Versuch, die eigene Familie mit allen Osterkörben und Blumen für die Verwandten, Handys, Handtaschen, Schlüsseln, zu einer bestimmten Zeit im Auto sitzen zu haben, damit man endlich los kann.
Wenn mann dann endlich angekommen ist – seltenst unter mind. 30 Min Verspätung – und alle sich langsam am Kaffeetisch einfinden, ist es meistens laut, wuselig und lustig, bis dann endlich alle auf einem Stuhl, am Tisch sitzen und gemeinsam Kaffee und Kuchen genießen.
2. diplomatischer Balanceakt zwischen Tränen und Streit
Danach wird der Tag unvorhersehbar: Es kann vorkommen, dass Schwiegermutter aus heiterem Himmel einfach in Tränen ausbricht. Weil es so schön ist, dass sie DAS noch erleben darf. Und wenn sie denn ohnehin schon dabei ist, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen, dann nicht ohne auch noch den vor 15 Jahren verstorbenen Opa zu erwähnen und wie sehr sie ihn immer noch vermisst.. jeden Tag… bis heute.. und wie sehr er solche Familienzusammenkünfte immer geliebt hat.
Versteht mich nicht falsch. Irgendwie ist es toll und beneidenswert, wenn man so lange in Liebe verbunden ist.. sogar noch weit über den Tod hinaus. Allerdings gibt es passende Momente sich seinen Erinnerungen und Gefühlen so hinzugeben und es gibt unpassende Momente. Und ein fröhliches Osterfest mit der kompletten Verwandtschaft, inklusive kleinen Kindern, die die Welt nicht mehr verstehen, weil Oma plötzlich laut weint und den Opa vermisst, ist so ziemlich der unpassendste Moment, den es überhaupt gibt.
(Ich gebe zu, dass das etwas herzlos klingt, wenn ich das hier so schreibe. Dahinter steckt einfach ein bisschen meine persönliche Erwartung, dass ein Erwachsener Mensch sich etwas zusammenreissen können sollte. Und wenn das nicht gelingt, dann gäbe es ja auch noch die Möglichkeit kurz ins Bad zu gehen oder in einen anderen Raum… bis man sich wieder gefangen hat. Oder sehe ich das vielleicht einfach nur zu eng? )
Wie auch immer…falls der Tag nicht mit einer weinenden Oma und teils betretenem, teils peinlich berührtem Schweigen der anderen Familienmitglieder endet, dann droht wahrscheinlich Streit.
3. „gut gemeinte“ Ratschläge und Erziehungstips
Streit droht vor allem deswegen, weil vor allem Schwiegeroma immer wieder ein paar „gut gemeinte“ Ratschläge und Erziehungstips für uns parat hat. So wie: „Das Kind ist viel zu dünn, gebt ihr ihr eigentlich nie etwas zu essen?“ oder: „also früher, da hätten wir uns aber nicht erlauben dürfen uns einfach in Jeans und Pulli an den Ostertisch zu setzen“ Auch immer wieder beliebt: “ Du meine Güte, das ist doch ein Mädchen! Kann sie denn nicht wenigstens mal an Ostern ein schönes Kleidchen anziehen und die Haare etwas nett zurecht machen?“
Man muss seinen Kindern essen geben?! Oh.. ich dachte, wenn sie immer an Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Geburtstagen und anderen Familienzusammenkünften etwas bekommt reicht das?!
Und Ja, sie ist ein Mädchen. 16 Jahre inzwischen. Und keine Anziehpuppe. „Schöne Kleidchen“ waren vielleicht im Alter von 3-6 noch angesagt. Aber spätestens seit der Pubertät kann man froh sein, wenn sie a) überhaupt mit kommt und b) nicht in Jogginghose und Hoodie am Kaffeetisch erscheint.
Natürlich sagt man nix. Sondern schluckt jeglichen bissigen Kommentar lieber mit dem nächsten Schluck Kaffee herunter, nur um sich dann später am Abend genau darüber zu ärgern!!
Gut, wenn man dann noch einen Programmpunkt wie „Ostereiersuche“ für die kleineren Kinder oder Kirchenbesuch für alle auf dem Zettel hat, bei dem sich die Gemüter wieder beruhigen können.
4. … und immer das gleiche Fazit
Am Ende des Tages gibt es immer das gleiche Fazit: Ostern mit der Verwandtschaft ist schön, aber auch so unfassbar anstrengend.
Ein ständiger Drahtseilakt zwischen ungefilterten Emotionen, Provokationen und diplomatischer Harmonie. Dabei wollen doch eigentlich alle nur dasselbe: gemeinsam Zeit mit der Familie verbringen und ein paar schöne, gemeinsame Erinnerungen schaffen.
Und jetzt bin ich mal echt gespannt, wie viele ihre eigenen Familienfeiern hier wiederfinden oder bei wem tatsächlich alles friedlich und harmonisch ist?

